Unter dem Stichwort Casino Papers veröffentlichen aktuell mehrere Medien Artikel zum Softwarehersteller Delasport. Das Unternehmen präsentiert sich als seriöser Software-Dienstleister für die iGaming-Branche. Nachdem ein Insider Zehntausende Dokumente geleakt hat, zeigt sich ein etwas anderes Bild. Die Casino Papers liefern einen interessanten Einblick in die Glücksspielbranche in Malta und Curaçao.
Casino Papers dokumentieren immense Verluste einzelner Spieler
In den aktuellen Berichten werden diverse Beispiele von Spielern dokumentiert, die in Online Casinos erhebliche Verluste erlitten haben. Beeindruckend ist etwa der Fall eines deutschen Spielers, der insgesamt mehr als 110.000 € eingezahlt und nur einmal 10.000 € ausgezahlt hat. Das restliche Geld war am Ende weg.
Ein maltesischer Spieler verlor ebenfalls 100.000 €, ohne auch nur einen Cent auszuzahlen. Dokumentiert ist des Weiteren ein Spieler aus Italien, der insgesamt 60.000 € eingezahlt hat und den gesamten Betrag am Ende abschreiben musste.
Geht man davon aus, dass es sich in den dokumentierten Fällen nicht um Multimillionäre oder Milliardäre handelt, liegt der Verdacht nahe, dass Spielsüchtige ausgenutzt wurden.
Vorwurf gegen Delasport: Mehr als nur ein Software-Provider?
Delasport stellt sich als Dienstleister für die iGaming-Branche dar, der umfassende Software-Lösungen für Online-Buchmacher, Online-Casinos und ähnliche Angebote zur Verfügung stellt. Doch die aktuellen Recherchen lassen den Verdacht aufkommen, dass Delasport darüber hinaus hinter zahlreichen Briefkastenfirmen auf Curaçao und Malta steckt.
Diese Briefkastenfirmen treten als Betreiber von Sportwetten-Angeboten, Online-Casinos und anderen Glücksspielangeboten auf. Die Casino Papers legen nahe, dass es darum geht, zu verschleiern, wer tatsächlich hinter den Angeboten steckt. Das Geschäft scheint lukrativ zu sein, denn einige Hunderttausend Spieler nutzen die Angebote.
Der Hauptvorwurf gegen Delasport lautet: Der Software-Provider sei maßgeblich daran beteiligt, mit Angeboten, die auf Curaçao und Malta lizenziert sind, nationale Glücksspielregulierungen in Ländern wie Deutschland, Österreich und Schweden zu umgehen. Allerdings steht dieser Vorwurf auf wackeligen Beinen.
EU-Dienstleistungsfreiheit könnte Casino Papers zu Altpapier machen
Die Casino Papers liefern einen spannenden Einblick in die Hintergründe einer Branche, die nicht gerne ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird. Aber so interessant die Rechercheergebnisse auch sein mögen, ist bislang nicht klar, ob aus den Enthüllungen rechtliche Folgen entstehen werden. Das Image des Unternehmens könnte allerdings leiden und bei künftigen Lizenzanträgen in anderen Ländern als Malta und Curaçao zum Problem werden.
Aber die EU-Dienstleistungsfreiheit, die es unter Umständen Glücksspielanbietern mit Malta-Lizenz erlaubt, in anderen EU-Ländern Casino-Spiele und Sportwetten online anzubieten, könnte die gesamte Geschichte am Ende verschwinden lassen. Bedauerlicherweise gibt es immer noch keine höchstrichterliche Entscheidung zur Anwendung der EU-Dienstleistungsfreiheit in der iGaming-Branche.
Die Casino Papers verursachen eventuell Probleme für Delasport in einigen Jurisdiktionen. Doch das grundlegende Problem der Glücksspielregulierung in der EU wird damit nicht gelöst. Vielleicht wäre es langsam an der Zeit, eine EU-weite Regulierung des Online-Glücksspiels einzuführen. Warum dies gerade beim Online-Glücksspiel nicht möglich sein soll, obwohl es sonst in fast jedem Bereich einfach zu sein scheint, europäische Regeln zu vereinbaren, erschließt sich einem neutralen Beobachter jedenfalls nicht.
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